Manifest


POSITIONSPAPIER

Das Réseau Luxembourgeois des Centres Culturels Régionaux ist ein formaler und als Vereinigung ohne Erwerbszweck (a.s.b.l.) konstituierter Zusammenschluss von Kulturzentren mit professionellem und dezentral-regionalem Charakter. In seinen Statuten werden folgende Zielsetzungen formuliert:

  • die Vertretung der gemeinsamen Interessen seiner Mitglieder,

  • eine optimale Koordination zwischen seinen Mitgliedern, insbesondere auf den Ebenen der Programmation und der Kommunikation,

  • die Förderung regionaler Kultur im Zusammenhang mit nationalen, interregionalen und europäischen Entwicklungen,

  • die Verwirklichung von Koproduktionen und gemeinsamen Projekten,

  • eine Recherche nach neuen Ziel- und das Ansprechen zusätzlicher Besuchergruppen,

  • die Positionierung der dezentral-regionalen Kulturzentren im Kontext der Soziokultur,

  • die Förderung von Professionalisierung des Sektors,

  • die Reflexion über die Entwicklung und Perspektiven der Arbeit im Sektor.

Um seiner Mission gerecht zu werden, werden Austausch und Zusammenarbeit mit anderen öffentlichen und privaten Akteuren ausdrücklich betont - ebenso wie Neutralität auf ideologischer, politischer und konfessioneller Ebene.


Aufgaben - Funktionen

Die Aktivität der regionalen Kulturhäuser kann wie folgt zusammengefasst werden:

  • Die Zentren sollen eine „Grundversorgung” der Bevölkerung mit kulturellen Angeboten in dezentralen Gebieten gewährleisten (=Proximität), was ein diversifiziertes Programm mit eventuellen zusätzlichen Schwerpunkten beinhaltet.

Daraus resultieren Aufgaben und Funktionen. Die Zentren sollen:

  • Plattformen für den Ausdruck unterschiedlicher Kulturen bieten,

  • Verknüpfungen zwischen lokaler Kultur, regionaler Verankerung, und überregionalen kulturellen Produktionen herstellen,

  • Identifikationsmöglichkeiten für ein breites Spektrum von Menschen schaffen und damit Beiträge zur sozialen Kohäsion leisten,

  • Diskurs stimulieren,

  • das Kulturleben professionalisieren,

  • Foren für junge Kunst bereitstellen,

  • als Akteure der Regionalentwicklung verstanden werden und Beiträge zur sozioedukativen, soziokulturellen und ökonomischen Entwicklung der Region leisten, und

  • durch ihre Programme individuelle Entwicklung anregen.


Lokal - Regional - Dezentral

Die zehn Zentren des Netzwerkes sind lokal verankert und haben regionale Ausstrahlung. Die finanziellen Beteiligungen der jeweiligen Gemeinden, in denen die Zentren ihren Sitz haben, verweisen auf ihren lokalen Bezug. Die Konventionen mit dem Kulturministerium unterstreichen ihre regionale und überregionale Bedeutung.

Der Aufbau eines Netzes von kultureller Versorgung in dezentralen Regionen stellt auch einen Beitrag zur Chancengleichheit für Bewohner solcher Gebiete dar. Die Zentren sind Teil einer regionalen Versorgung mit öffentlich kofinanzierten Dienstleistungen und können damit auch unter einem landesplanerischen Gesichtspunkt betrachtet werden. Die Angebote dezentral-regionaler Kulturzentren tragen zur Lebensqualität einer Region bei. Sie werten die Regionen auf und bereichern das touristische Angebot. In Anbetracht begrenzter finanzieller Ressourcen und eines begrenzten Potenzials an Publikum ist die Frage nach Standorten und Anzahl von dezentral-regionalen Kulturzentren von Interesse.


Kulturen – Identitäten – soziale Kohäsion

Ein dynamischer Kulturbegriff begleitet die Arbeit der Zentren, in den Kulturen als

  • in ständiger Bewegung befindliche Ensembles von Ausdruck sowie Verhaltensweisen, und als

  • identitätsstiftende Bänder

verstanden werden.

Im Zusammenhang mit den wachsenden Anteilen von Menschen mit Immigrationshintergrund und dem vermehrten Entstehen gruppenspezifischer Kulturen gewinnen die dezentral-regionalen Kulturzentren zunehmend an Bedeutung. Sie stellen Plattformen dar, in denen Ausdruck unterschiedlicher Kulturen Platz findet. Sie sind Orte, mit denen sich unterschiedliche soziale Gruppen identifizieren können (ethnische Gruppen, Jugend, ältere Personen etc…). Die Angebote der regionalen Kulturzentren fördern das Erfahren und Erleben vertrauter und fremder Kulturen. Sie regen zur Reflexion über Identitäten an, fördern gegenseitige Akzeptanz und leisten damit ihren Beitrag zur sozialen Kohäsion.


Lokale und internationale Produktionen - individuelle Entwicklung

Die Programme regionaler Kulturzentren spannen einen Bogen, der von lokalen bis internationalen Produktionen reicht. Die Zentren bieten ein Forum zur Entdeckung der eigenen Kreativität und der Auseinandersetzung mit qualitativ hochwertigen Produktionen und ungewohntem Ausdruck. Jedes der Zentren ist auf seine Weise ein Labor, das durch Erfahrbarmachen von Kulturen, Auseinandersetzung mit Ausdruck und Erkunden von Kreativität individuelle Entwicklung fördert.

Dieses Potenzial spricht unterschiedliches Publikum an, auch junge Talente, die die Zentren als Labore für eigene künstlerische Entwicklung nutzen. Die Zentren fördern unter anderem auch junges Publikum, das künstlerische Produkte zu schätzen lernt und in Folge auch das Angebot zentraler kultureller Institutionen intensiviert nutzen wird. Das Angebot, eigene Kreativität kontinuierlich bis hin zu professionellen Dimensionen zu entwickeln, bietet für jene Personen häufig einen Anker, der dazu beiträgt, sich in schwierigen Lebenssituationen zu konsolidieren (überwiegend betroffen sind Jugendliche).


Professionalität & ökonomische Bedeutung

Zur Umsetzung der oben genannten Ansprüche bedürfen die regionalen Kulturzentren personeller Ressourcen, die sich durch Kompetenz und Engagement auszeichnen. Die Berufe, deren professionelles Know-how in den Zentren zum Einsatz kommen, erfordern technische, künstlerische, kulturelle und organisatorische Kompetenzen, Einfühlungsvermögen, Visionen und Wissen um die Region ebenso wie um kulturpolitische Entwicklungen in anderen Ländern und auf europäischer Ebene.

Die Zentren als Arbeitgeber für qualifiziertes Personal sind ein oft unterschätzter Faktor. Sie tragen nicht nur zur kulturellen und sozialen Entwicklung einer Region, sondern durch die Einkommen ihrer Mitarbeiter, durch Einkäufe, Aufträge an regionale Betriebe, Angebote von Packages oder als Akteur im Kulturtourismus auch zur ökonomischen Entwicklung einer Region bei.


Diskurs und geregelte Autonomie

Der Diskurs über Kulturpolitik in Verbindung mit Landesplanung, Sozialpolitik, Bildung oder Demokratie ist für die Zentren von elementarer Bedeutung. Sie fördern diesen Diskurs und ziehen daraus Impulse für ihre weitere Evaluation. Die Nähe zu lokalen und regionalen politischen Entscheidungsträgern und die finanziellen Abhängigkeiten der Häuser erfordern ein System geregelter Autonomie. So ist das Verhältnis von eigenständiger Programmentwicklung und dem Ablegen von Rechenschaft zu definieren. Es hat entscheidenden Einfluss auf die weitere Entwicklung der Häuser.